Ein inflationär gebrauchter Begriff bedeutet noch lange nicht dessen Abwertung
Mehr als eine Worthülse
Verstehst Du unter „Achtsamkeit“ vielleicht auch zunächst das, was ich mir darunter früher vorgestellt habe? Ohne es genauer zu verstehen, entstand in mir folgendes Bild von einem “achtsamen” Menschen: Jemand, der besonders rücksichtsvoll ist. Soweit so gut. Diese Rücksicht habe ich aber immer mit einer gewissen Nachsicht gleichgesetzt, ja geradezu mit einer Nachgiebigkeit. Ich musste unweigerlich an einen berühmten Cartoon denken, in dem sich zwei Menschen um die Gunst des jeweils anderen balgen: „Nach Ihnen“ – „Nein, nach IHNEN“ – „Nein, ich sagte Sie zuerst“ – „Nein SIE“ und immer so weiter, bis beide die Verlierer sind.
Die psychologische und manipulative Kraft von Bildern aus den Medien und dem Internet tragen ihr Übriges dazu bei. Unter dem Suchbegriff Achtsamkeit findest Du im Internet türmchenartig gestapelte Steine oder zahllose Holzstege, die in einen glatt gebügelten See führen. Selbstverständlich genau der untergehenden Sonne entgegen und nicht selten mit einem buddaartig sitzenden Menschen am Ende des Steges. Diese Assoziationen reduzieren einen der wichtigsten Wesenszüge des Menschen auf das Niveau eines CD-Covers mit “Träumereien” – Musik.
Im Nachhinein verstehe ich, warum der Begriff der Achtsamkeit für mich früher so negativ behaftet war. Alle sollten jetzt achtsam sein, irgendwie weich gespült, in sich gekehrt, leise redend und konfliktscheu. „Lauft doch alle geduckt herum und sagt zu allem ‘ja und amen’“, dachte ich folglich. Ich hatte den Eindruck, als fänden Viele das schick.
Feigling? Im Gegenteil!
In Wahrheit bedarf es einer wirklich hohen Disziplin, echter Empathie und sogar einer Portion Mut, um wirklich authentisch achtsam zu sein. Gelebte Achtsamkeit hat nichts mit Vor- und Rücksicht aus einem Vernunftsgedanken oder aus einer Moral heraus zu tun. Sie kann nur einem tiefer gehenden Bewusstsein entspringen. Einem Bewusstsein darüber, wer wir sind, wie wir in Wechselwirkung zueinander stehen und was unser Sein mit dieser Welt zu tun hat. Als wolle der Wortstamm andeuten, dass sich eine wahre Achtung im Sinne von Respekt, Wertschätzung und Dankbarkeit dahinter verberge. Anderen Menschen, der Natur, dem Leben an sich und unbedingt auch Dir selbst gegenüber. Könnten wir es auch Demut nennen? In diesem Sinne bestimmt. Aber Achtung – nicht zu verwechseln mit ‘gedemütigt sein’.
Diese Grundhaltung ist der Schlüssel dafür, mit Herz und Verstand zu fühlen, denken, sprechen und zu Handeln. Ehrlich zu sein. Infolge dessen auch neugierig und in einem gesunden Maße kritisch.
Mut zum Diskurs
Mit “kritisch” ist mitnichten “dagegen” gemeint. Das ist eine meiner größten Beobachtungen in unserer Gesellschaft. “Ich glaube nicht an die CO2 Hypothese, also leugne ich den ganzen Klimawandel”. Nein, Du bist kritisch im Sinne von neugierig und somit in gewisser Weise auch wachsam. Also jemand, der alles, in diesem Falle auch andere Thesen, im Blick hat. Das macht Dich vielfältig und liefert Dir einen breiteren Überblick. Ferner gewinnst Du aufgrund Deiner Aufrichtigkeit eine innere Stärke. In unserem Beispiel den Pluspunkt, dass Du zwei Seiten der Medaille kennst und diese auch offen kommunizierst. Das macht Dich immun dagegen, Dich blind der Mehrheit anzuschließen und entsprechend die “Anderen” auszuschließen – weil die Mehrheit das ja auch macht. Denn das ist mit Sicherheit nicht achtsam.
Hast Du schon mal den Suchmaschinentest zum Begriff “Achtsamkeit” gemacht? Vielleicht bist Du auch auf folgendes Bild gestoßen: Eine weit und breit alleine im Schneidersitz Meditierende auf einer fotomontierten Wiese mit blauem Himmel. Sie trägt Mundschutz. Der zugehörige Text auf der Webseite eines renommierten Radiosenders ist eine Abhandlung über Achtsamkeit. Man solle als Achtsamer gelegentlich meditieren und in die Atmung hinein spüren. Das passt ja hervorragend zum besagten Titelbild. Hamstern in Krisenzeiten sei nicht okay, heißt es weiter – da ego und nicht achtsam. Distanz zu Mitmenschen wahren dagegen schon.
Achtsam gleich wachsam
Dieser Artikel des Radiosenders steht stellvertretend für die täglichen Breitseiten gegen die vielen, wertvollen Tugenden, die wir unter Achtsamkeit einordnen können. Es scheinen wahre Psychologen am Werk zu sein: Ein versteckter Appell, nichts zu hinterfragen und die tagtäglichen Widersprüche und Ungereimtheiten als gegeben hinzunehmen. Sich dem allgemeinen Konsens zu beugen. Da haben wir sie wieder, die Mehrheit. Wer hier nicht achtsam ist, unterliegt dem medialen und gesellschaftlichen Brainwashing. Er wird kompromisslos seinen Mitmenschen gegenüber und trägt ungewollt zur Spaltung der Gemeinschaft bei.
Wäre es nicht viel eher achtsam, Krisenzeiten und deren Ursachen zu erkennen, und diese Deinen Mitmenschen gegenüber zu kommunizieren? Dich ein Stück weit einzudecken (wie es früher gang und gäbe war) und genau dazu auch Deinen Freunden und Liebsten zu raten? Wissen wir nicht alle um die heilsame Wirkung von Menschennähe und Berührung statt sozialer Distanzierung? Welches ist der allem zugrunde liegende Kerngedanke? Handelst Du aus Angst oder aus Liebe? Bist Du vom Grundnaturell her eher der Gehorsame oder verfügst Du über eine stabile Mitte und Integrität?
Achtsamkeit sollte nicht zu einem Gedankenkonstrukt verkommen, sondern vielmehr unserer universellen oder göttlichen Anbindung und inneren Balance entspringen. Das befähigt Dich, alles, was ist, aus einer gewissen beobachtenden Perspektive heraus zu betrachten. Unvoreingenommen und mit Weitblick. Handeln aus Nächsten- und Selbstliebe.
Gedankenkehrwoche
Ach ja, wenn Du achtsam bist, achtest Du auch besonders auf Metaphern, Framings, Rhetorik, Narrative und einzelne Worte. Dann fällt Dir beispielsweise auf, dass die ganze Welt seit Anfang 2020 nicht etwa von ‘physical discance’, sondern von ‘social distance’ spricht. Eigentlich wissen wir seit Jahrtausenden, dass es gerade in sogenannten Krisenzeiten gilt, zusammen zu halten… Oder Du hast ein müdes Lächeln ob solcher Wortschöpfungen wie “aggressive Pollen”oder “Regenrisiko” übrig und übernimmt sie nicht blind.
Okay, auf die Worte anderer zu achten, ist easy. Wie steht es jedoch um die eigenen Worte? Die können wir doch alle irgendwie kontrollieren, oder? In Deinen beruflichen Meetings sprichst Du sicherlich auch anders als beim Fußball gucken. Aber die eigenen Gedanken? Muttis Kristallglas zerdeppert? Ach, das merkt sie nicht, sie hat ja so viele. Ein fremdes Auto touchiert und angekratzt? Das sieht der Besitzer doch nicht. Sonstige düstere Gedanken? Na, die sind doch unsichtbar, die bemerkt doch niemand und ich lächle meinen Arbeitskollegen doch an… Doch eigentlich haben wir es schon so oft gehört: Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat sind Ausdruck dessen, wer wir zu sein wählen. Wie aus einem Register mit endlos vielen Karten wählst Du genau jetzt diese eine. Achtsamkeit beginnt also mit Gedankenkontrolle.
Au backe! Hast Du das wirklich schon mal einen Tag oder auch nur eine Stunde lang versucht? Denken und handeln, so ganz ohne ein gedankliches oder ausgesprochenes “Mist”, “Shit” oder “F**k”? Selbst Neale Donald Walsch, der Autor von Gespäche mit Gott, erwähnte in einem Video einmal: Es seien zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, über die Reinheit der Gedanken und Taten zu schreiben oder im Alltag pausenlos danach zu leben. Touché. Da bin ich ja erleichtert! Auch Andere arbeiten kontinuierlich daran. Und ich stelle fest, dass es wirklich lernbar ist, die Gedankenwelt immer weiter zu putzen. Wie ein geistiges Dauertraining – also nicht nur eine Woche…
Achtsame Gedanken zu pflegen, ist mehr als nur ein Hobby. Es ist richtungs- und schicksalsweisend. Aus meinem großartigen Networkmarketing kenne ich die goldene Regel der “Wiederholung der Wiederholung”. So werde ich auch hier nicht müde, ein allgemein bekanntes Zitat von Charles Reade zu wiederholen:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Achtsamkeit im Alltag
Zwischenmenschlichkeit, Kommunikation, Umweltschutz: Ist die Achtsamkeit erstmal ein fester Bestandteil Deiner Selbst, wirkt sich das ganz automatisch auf Dein Handeln und Deinen Umgang mit Mitmenschen und der Schöpfung aus: Diskussionen statt Beleidigungen, Empathie statt Urteil, wirklich zuhören statt selber plappern, Geduld statt Stress, Lebensqualität statt Protz, regional statt übersee, Treffen statt Surfen, In die Augen schauen statt Display glotzen, Reparaturcafe statt Dauerkonsum, Holzparkett statt Laminat, Sense statt Rasenmäher, nachhaltig statt kurzlebig.
Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit im Alltag (vor-) zu leben, ist gar nicht so schwer. Fehler, Unkenntnis oder eine Schwäche in einem bestimmten Moment zu erkennen und offen auszusprechen, ist wirklich erleichternd! Viel mehr, als Unwahrheiten und Fassaden mit Dir und in Dir herumzuschleppen. Wenn Deine Handlungen und Gedanken von Liebe genährt und inspiriert sind, braucht es wie durch ein Wunder keine einzigen “Du sollst” und “Du sollst nicht” Appelle mehr. Wie viele Ge- und Verbote charakterisieren doch unsere heutigen Umweltbewegungen ebenso wie unser gemeinschaftliches Miteinander. Wir sollten sie ablegen, die Reglementierung und Selbstkasteiung aus Moral, das Mangeldenken und das schlechte Gewissen! Wahres “Umwelt-bewusst-sein” ersetzt dogmatischen Umweltschutz. Wahre Aufrichtigkeit ersetzt faule Kompromisse im Alltag.
Dank Deiner Präsenz in jedem Augenblick gewinnt jede Deiner Taten und Momente mehr Qualität. Die Quantität – viele Dinge gleichzeitig, dafür oberflächlich, zu tun – verliert an Bedeutung. Es ist eine zur Zeit selten anzutreffende Fähigkeit, sich auf etwas zu fokussieren statt der äußerlichen und gedanklichen Zerstreuung zu erliegen. Wer kennt sie nicht, die Gewohnheit, pünktlich zu den 20-Uhr-Nachrichten mit dem Abendessen vor dem Fernseher zu sitzen: Das Essen ist im Mund, die Aufmerksamkeit auf dem Bildschirm und ungute Energetik von dort in der Gedankenwelt. Ebenso die acht Stunden währende Dauerbeschallung und Informationslenkung am Arbeitsplatz durch einem Popsender im Radio. Ablenkung, Berieselung, Anweisungen und Ängste gibt es wirklich zu genüge. Unsere Energie folgt unserer Aufmerksamkeit. Wir sind unsere eigenen Chefs, die bestimmen, wohin sie gelenkt werden soll. Das kann schon mal Mühe, Disziplin und Zeit kosten.
Achtsamkeit mit Deinem Körper und Geist
Ein “Spiritueller”, der ausschließlich in geistigen Sphären lebt und sich körperlich verlottern lässt, hat den Segen des Diesseits vergessen. Hier die Balance zu halten – das ist achtsam. Wer mit Spiritualität, Glauben und geistiger Anbindung gar nichts am Hut hat, sich selbst aber regelrecht für Andere aufopfert, dem fehlt ebenfalls das Gleichgewicht und der Selbstbezug. Wer kennt sie nicht, die Workaholics, die mega Leistungen vollbringen, aber am Rande des Wahnsinns oder körperlichen Kollaps stehen? Die diesen Zustand als Normalität oder sogar als guten Ton ansehen? Das bedingungslose Helfersyndrom: Die Krankenschwester oder der Arzt die/der alles gibt aber vor Bluthochdruck und Rosazea schon gezeichnet und vor Extra-Kilos schwerfällig und -atmig ist? Thomas Hübl sagte 2019 auf dem Kongress “Wirtschaft und Spiritualität“: “Das Dir am nächsten stehende Stück Natur ist Dein Körper. Wie gehst Du mit diesem Stück Natur um?”
Wer sich mit Achtsamkeit befasst, nimmt folglich eine ganzheitliche, holistische Perspektive auf Körper, Geist und Seele ein. Er weiß um den kostbaren Wert von Ruhezeiten, Entspannung, Sport und hochwertiger Ernährung. Er kennt das Geschenk, wahre Empathie anderen Menschen gegenüber zu empfinden. Und er ist sich im klaren darüber, wie sehr er sein Schicksal, seine Fügungen und seine Visionen selber in die Hand nehmen kann.
Noch fünf Jahre zuvor, bevor ich nun diesen Artikel schreibe, konnte ich mit solchen Worten nichts anfangen: zu groß war mein täglicher Überlebenskampf rund um Jobs und Geld. Im Nachhinein erkenne ich, wie extrem Raum einnehmend dieses Thema doch sein kann. Wie sollte ich da den Nerv für Achtsamkeit und Empathie für mich selbst, Andere oder meine Kinder haben? Hübl sagte ebenfalls trefflich: “Solange ich Angst um mich habe, bedeutet das keine Präsenz für Dich zu haben”
Ängste ablegen, Chancen erkennen
Was bringen Dir die besten Absichten, wenn es immer permanenten Stress, Irritation oder Ängste gibt? Längst hatte ich vor, diesen Blog zu starten, war ich doch wirklich schon so weit auf meiner spirituellen Reise. Doch der alltägliche Überlebensmodus zog mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung. All diese schönen Worte lassen sich nur dann manifestieren, wenn Du finanziell unabhängig, körperlich beschwerdefrei und geistig auf Höchstleistung bist. Noch heute bin ich dankbar, dass ich damals zugehört hatte, als mir eine Freundin zum ersten mal von diesem Weg dorthin erzählte. Mehr dazu in meinem kostenfreien e-Book. Dort findest Du meine Geschichte, wie ich aus dieser Misere raus kam. Das war der Grundstein, jetzt anderen Menschen Wege in die finanzielle Fülle und die körperlich-geistige Poleposition zu eröffnen. Denn Achtsamkeit fängt bei Dir selbst an. Erst dann kannst Du voll für Andere da sein. Wie sähe die Welt aus, wenn das jeder beherzigen würde? Einer sollte nur anfangen. Am besten Du!